Afrikanische Perlen

Heute geht es mal nur um Perlen, der Hauptgrund, warum ich jetzt in Ghana bin.
Daher möchte ich einfach mal einige interessante neue Sachen vorstellen:

Im Glascenter bei Florence stehen eine ganze Reihe Großbestellungen an „normalen“ Recyclingglasperlen an. Trotzdem darf die Zeit nicht fehlen, immer etwas neues auszuprobieren, et violá:
Es muss ja nicht alles immer nur aus reinem Flaschenglas sein. Besonders nett und bunt sehen die Kreationen aus recycelten alten Perlenbruchstücken aus, vor allem in der XXL Version.

Das auf den Fotos kommt dann dabei heraus, wenn man die alten Perlenstücke einschmilzt. Eigentlich ist es kein richtiges aufschmelzen, die Perlen werden nur bei gerade so hoher Temperatur im Ofen gebrannt, dass die Ränder anschmelzen und die Bruchstücke so zu einer neuen großen Perle zusammenschmelzen, es ist dann eigentlich mehr eine Glaskeramik als Schmelzglas.

Die Perlen auf dem ersten Bild wurden aus Bruchstücken alter Handelsperlen gemacht. Handelsperlen sind die ursprünglich europäischen Perlen aus Böhmen und Venetien, die in der Kolonialzeit von den europäischen Kolonialmächten als Währung zum Kauf von Gold und Sklaven verwendet wurden. Florence hat dazu auch gleich eine schöne Interpretation parat. Mit dem Einschmelzen dieser Perlenbruchstücke wird ein Stück Kolonialzeit „begraben“ und es entsteht daraus etwas neues urafrikanisches.
Die Perlen auf dem zweiten Bild sind auf gleiche Art entstanden, als „Rohstoff“ werden aber die alten ghanaischen Christmas Beads benutzt, das sind diese winzigen runden und sehr bunten Pulverglasperlen. Hier entsteht also gerade das neue Afrika aus dem alten 😉

Florence freut sich übrigens immer auch über Besucher, die das Perlenhandwerk bei ihr im Glascenter lernen wollen. Es ist leider kein Handwerk, das man nach einer Woche „Praktikum“ anschließend in Deutschland selbst ausüben könnte. Florence selbst sagt, dass sie Jahre gelernt hat. Und auch ich habe, obwohl ich schon viele Tage am Glasofen verbracht habe, noch keine vernünftige Perlenform zustande gebracht und beschränke mich daher auf das Mischen von Glasfarben für das Befüllen der Formen.
Die Lehmformen und die großen Öfen sind ein anderer Grund, warum man die Technik nicht einfach mal in der Gerage in Deutschland imitieren kann. Wirklich gut funktioniert das Perlenmachen nämlich nur in Formen aus dem Lehm, den man hier in Afrika von verlassenen Termitenhügeln gewinnt. Dieser Lehm ist besonders Aminosäure-reich und verhindert das „Anbacken“ des Glases an die Form.

Natürlich weiß ich, dass vor allem auch alte afrikanische Perlen immer noch sehr beliebt sind. Daher bin ich am Donnerstag auf den Perlenmarkt in Koforidua gefahren. Dort gibt es jede Menge Recyclingglasperlen und Pulverglasperlen aus der Krobo-Region zu kaufen. Leider auch immer mehr „Massenware“ aus Fernost. Das ist irgendwo auch verständlich. Denn die Ghanaer, die hauptsächlich in Koforidua ihren Schmuck kaufen, wollen auch mal etwas anderes als ihre eigenen Perlen haben. Inzwischen ist die Situation aber ähnlich wie in Deutschland, der Markt wird von den maschinell hergestellten Perlen aus Fernost geradezu überschwemmt und die Ghanaer haben sich an dem Glitzerzeug schon satt gesehen und besinnen sich wieder mehr auf ihre eigene Tradition.
Koforidua ist für mich aber immer einen Besuch wert, vor allem, weil ich dort Mohammad, einen Händler aus Kano (Nord-Nigeria) treffe, der dort 2-3 Mal im Jahr ganz besondere Schmuckstücke ausstellt, vor allem ganz alte Perlen aus afrikanischer Herstellung. Neben alten Kokosperlen, alten Uranium Beads und besterhaltenen Chevron Beads hat er diesmal zwei ganz besondere Sachen im Gepäck, nach denen ich schon lange suche: zum einen die Prayer Beads, die aus alten Münzen geschmiedet wurden. Er hat welche aus Nord-Nigeria und aus Äthiopien dabei, die sich optisch fast gar nicht, aber im Silbergehalt unterscheiden. Die nigerianischen bestehen aus einer Kupfer-Silber-Legierung, die aus Äthiopien aus überwiegend Silber (85% oder mehr). Die Perlen sind sehr leicht und daher trotz des aktuell horrenden Silberpreises erschwinglich.

Zum anderen hat er Stränge aus kleinen roten Harzperlen mit Spacern aus Bronze-Messing-Schnecken dazwischen. Diese Art der Bronzeperlen sind etliche Jahrzehnte alt und wurden in dieser Form nur im Norden Nigerias gegossen.

Ich habe einige Stränge mitgenommen, aber es besteht die Möglichkeit, noch weitere zu ordern, da ich ihn am nächsten Donnerstag wieder treffe. Danach entschwindet Mohammad wieder für ein halbes Jahr in seine Heimat Kano, um neue Perlenunikate zu suchen.
Soweit der Bericht vom Perlenland….bis die Tage mit anderen Themen…

2 Antworten zu “Afrikanische Perlen

  1. Koforidua has the best beads 🙂 Thanks for this great post.

  2. Ich war in der factory von TK.BEADS in Amrahia…vor lauter Farben und Formen bin ich in totalen Kaufrausch verfallen und die Führung war informativ und gelungen…
    Danke Danke…aus Ghana

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